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Hans Hass - Erster in allen Meeren: Aus der Pionierzeit des Forschungs- und Sporttauchens [Taschenbuch] - Norbert Gierschner (Herausgeber, Bearbeitung), Michael Jung (Autor)

Hans Hass - Erster in allen Meeren: Aus der Pionierzeit des Forschungs- und Sporttauchens [Taschenbuch] - Norbert Gierschner (Herausgeber, Bearbeitung), Michael Jung (Autor)
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Taschenbuch: 176 Seiten DIN A4 mit ca. 150 Schwarz-Weiß-Abbildungen, Softcover mit farbigem Einband Verlag: Gierschner, N; Auflage: 1., Edition 2013 (August 2013) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3937522441 ISBN-13: 978-3937522449
 
Art.Nr.:PD-01086
Gewicht:1000,00 g
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Hans Hass - Erster in allen Meeren: Aus der Pionierzeit des Forschungs- und Sporttauchens [Taschenbuch]

Norbert Gierschner (Herausgeber, Bearbeitung), Michael Jung (Autor) 

 

Dies ist das erste autorisierte und umfassende Porträt des bekannten Tauchsportpioniers, Meeres- und Naturforscher Hans Hass. Sein Autor, Michael Jung, zeichnet darin das Leben und Wirken des leidenschaftlichen Forschers, brillanten Denkers und auch draufgängerischen Meeresbiologen. Es ist dies die engagierte und detaillierte Darstellung eines einzigartigen Lebenslaufs.

 

Kapitelübersicht: 

  • Vorbemerkungen
  • Elternhaus und Jugend
  • Fotojagd auf dem Meeresgrund
  • Karibik: Fisch unter Fischen
  • Das erste Schwimmtauchgerät
  • Griechenland: Menschen unter Haien
  • Nachkriegsjahre ? Im Roten Meer
  • Das große Barriereriff
  • Pazifik: die erste Xarifa-Expedition
  • Die Durststrecke
  • Indischer Ozean: die zweite Xarifa-Expedition
  • Zurück ins Meer
  • In memoriam
  • Zeittafel
  • Publikationen
  • Index
  • Anhang: Das Verlagsprogramm

Über den Autor

 

 foto_michael_jung_ca-2004_vintage-diving-shop.jpg  Michael Jung, Jahrgang 1962, ist der Autor der einzigen, autorisierten Biografie über den bekannten Tauchpionier, Meeres- und Naturforscher Hans Hass.

Er war über zwei Jahrzehnte lang bis zu seinem Tod ein enger Vertrauter von ihm.

Der Diplom-Ingenieur erhielt für seine zahlreichen nationalen und internationalen Beiträge zu Hans Hass und zur Tauchtechnikgeschichte 1999 den Art-Bachrach-Literary Award.

Michael Jung ist seit 2000 Leiter des Hans Hass-Institutes für Submarine Forschung und Tauchtechnik (HIST) und lebt im Saarland.

 

Produktinformation

 

Taschenbuch: 176 Seiten DIN A4 mit ca. 150 Schwarz-Weiß-Abbildungen, Softcover mit farbigem Einband

Verlag: Gierschner, N; Auflage: 1., Edition 2013 (August 2013)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3937522441

ISBN-13: 978-3937522449

 

Leseprobe (aus Pazifik: die erste Xarifa-Expedition)

 

Elf Tage nach Abfahrt von London erreichte die Xarifa bei ruhigem Meer am 9. September 1953 die Azoreninsel San Miguel und ankerte im Haupt­ort Ponta Delgada. San Miguel ist die größte und reichste der neun Azoreninseln und wie ihre Schwesterninseln vulkanischen Ursprungs. Ein junger, englischer Zoologe, Robert Clarke, war im Vorjahr auf den Azo­ren gewesen und hatte den August als besten Monat zur Beobachtung der Pott­wale bezeichnet. Diesen Termin hatte Hass leider nicht einhalten kön­nen, doch hoffte er auch noch jetzt, im September, auf gutes Wetter und ein Zusammentreffen mit den Meeressäugern. Sobald alle Formalitäten in Ponta Delgada erledigt waren, erkundigte sich Hass nach den Brü­dern Pedro und Vicente Cymbron Borges de Sousa, die den Walfang auf der Insel leiteten. Clark hatte bei ihnen Unterstützung gefunden, und auch Hass wurde von ihnen freundlich aufgenommen.

  Auf San Miguel ging damals noch der Walfang wie vor dreihundert Jahren vor sich. Auf beiden Seiten der Insel lag eine Flotte von Fangbooten ein­satzbereit. Von Aussichtsposten, die auf erhöhten Punkten auf der Insel verteilt sind, werden die Wale, die in zehn bis fünfzehn Meilen Entfernung von der Küste vorbeiziehen, gesichtet. Die Meldung gelangt telefonisch an die Fangzentrale auf der Insel, die über Funk mit den Fangbooten in Ver­bindung steht und die Boote zu den Walen dirigiert. Sind dann die Fang­boote nahe genug an den Walen, werden die scharfen Harpunen, die mit langen Seilen an den Booten befestigt sind, von den Männern in den dicken Speck des Wales getrieben. Der Wal, der nun die Boote hinter sich her­ziehen muss, wird so ermüdet und kommt immer häufiger an die Ober­fläche, bis er dann getötet wird.

Hans Hass richtete einen Meldedienst zur Xarifa ein, um sofort die Nach­richt zu erhalten, wenn Wale gesichtet werden. Gleichzeitig bereitete er mit Jimmy Hodges alles für die Unterwasseraufnahmen vor. Den ersten Versuch, zwischen den Pottwalen zu schwimmen, wollten sie alleine unter­nehmen. Später, wenn es sich als nicht ganz so gefährlich heraus­stellte, sollte, Lotte hinzukommen. Die übrigen Expeditionsteilnehmer sollten bis dahin die Küsten untersuchen und sich mit den Tauchgeräten und der notwendigen Theorie vertraut machen.

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Erst bei dem fünften Alarm wurde es ernst, und der große Augenblick, auf den Hans Hass lange Jahre gewartet hatte, war da. Ein einzelner, großer Bulle war in zwölf Meilen Entfernung vor der Küste gesichtet worden, und in rasender Eile fuhren nun die Fangboote mit Hans Hass, Jimmy Hodges und Lotte auf das offene Meer hinaus. Hans Hass war sehr unsicher, wie der Wal auf einen im Meer schwimmenden Menschen reagieren würde. In der Tiefsee gehen die Wale auf Jagd nach großen, zehnarmigen Tintenfi­schen, die sie fressen, und Hass hoffte, dass der Wal sie nicht mit diesen Tintenfischen verwechseln würde.

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  Als das Boot von Hass bei dem Wal angelangte, hatte dieser bereits ei­nige Harpunen in seinem Speck und war schon stark am Bluten. Damit hatte Hass nicht gerechnet, denn er hatte sich darauf vorbereitet, einem noch unverletzten Tier in den Weg zu schwimmen; da der Wal jetzt festhing, konnte er sehr gereizt sein. Hass überlegte aber nicht lange, sprang mit seiner Kamera ins Meer und tauchte sofort ab. Der 16 Meter lange Wal kam mit den Fangbooten im Schlepp genau in seine Richtung. Hass konnte einige gute Unterwasseraufnahmen anfertigen. Wenige Meter von ihm entfernt zuckte der Wal plötzlich zusammen und änderte sofort seine Richtung: Das Geräusch der Kamera hatte ihn erschreckt! Oft noch dachte Hass später an diese Sekunden zurück, die einen Höhepunkt seines Lebens bedeuteten. Zum ersten Mal hatten sich Mensch und Wal im freien Wasser begegnet, und der Wal war vor dem Menschen geflüchtet!

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In den folgenden Tagen filmten sie dann zu dritt, wie diese Raubtiere attackiert und überwältigt wurden. Hans und Lotte Hass und Jimmy Hodges schwammen unter den harpunierten Walen und filmten diese sowie andere, die unverletzt vorbeischwammen. Eine dieser Aufnahmen erschien später auf einer Doppelseite im amerikanischen LIFE-Ma­gazin. Dabei handelte es sich um das erste Dokument dieser Art. Selbst im Todeskampf erwiesen sich die Wale den Menschen im Wasser gegenüber als scheu und wichen ihnen aus, wenn sie ihnen in den Weg kamen. Bei diesen Gelegenheiten konnte Hans Hass auch erstmals das seltsam knarrende Geräusch hören, das die Pottwale von sich geben und womit sie sich wahrscheinlich unter­ein­ander verständigen und ihre Beute finden.

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Mehrmals schwamm Hass auch neben den Walen. Sie bluteten schon stark, und mehrere Weißspitzen-Hochseehaie hatten Stücke aus ihrem Speck gerissen. Hass hatte Haie immer als schön empfunden, doch hier lernte er sie als Bestien kennen, die wie wild an den toten Walen rissen. Besonders interessiert war Hass auch hier an dem Verhalten der Pilot­­fische, die wie dichte Wolken die Haie umkreisten. Ganz im Gegensatz zu ihren Artgenossen, die Mantas begleiten, meiden diese Pilotfische das Maul der Haie. Das Verhältnis zwischen Hai und Pilotfisch ist ein­seitig, denn nur der Pilot­fisch ist Nutznießer. Er findet in der Nähe der Raub­tiere Schutz, kann sich verbergen und entgeht so geschickt seinen Verfolgern.

Nach vier Wochen Aufenthalt auf San Miguel setzte die Xarifa ihre Fahrt fort. Ein schwerer Sturm hinter den Azoren zwang das Schiff dazu, seinen Kurs zu ändern und in Richtung der Kanarischen Inseln zu laufen. In Santa Cruz auf Teneriffa sollten vor der Atlantiküberquerung die Treibstoffvor­räte ergänzt werden. Hier verließ Professor Ankel das Schiff, er musste zum Semesterbeginn nach Gießen zurück. Der kurze Aufenthalt wurde von den Wissenschaftlern für einen Besuch des schneegekrönten Pico de Teide genutzt, den bereits Alexander von Humboldt in seinen Schilde­rungen rühmte.

Im Oktober 1953 begann die Atlantiküberquerung der Xarifa. Sie musste bis zum dreiundzwanzigsten Breitengrad südlich fahren, um auf den Passat zu treffen, und war bei sehr schwachem Wind und einen heiß laufendem Lager nur sehr langsam vorwärtsgekommen. Während der Fahrt stand die Xarifa durch die Amateurfunkstation, die von dem Arzt Dr. Sommer be­treut wurde, in ständiger Verbindung mit Funkamateuren in Deutschland und in der ganzen Welt. Nach zweieinhalb Wochen erreichte die Xarifa am 30. Oktober bei der Urwaldinsel Santa Lucia die Kleinen Antillen, und nachdem die Vorräte ergänzt waren, wurde die venezuelische Insel­gruppe Los Roques angesteuert, die Hass schon lange besuchen wollte.

Bis auf den hohen Fels „El gran Roque“ besteht der Archipel aus lauter flachen, winzigen Korallenbänken, die mit Mangroven, Kakteen und dürftigem Gras bewachsen sind. Die Wissenschaftler durch­streiften die Inseln und machten sich hier in den Gewässern mit der Tauchmethode und den vorkommenden Haien vertraut. Bei den ersten Be­gegnungen mit Haien lernten sie, die Haie durch Anschreien und Auf-sie-losschwimmen zu ver­treiben. Der praktischen Ausbildung folgten einge­hende Erörterungen über die Physiologie des Tauchens und über die An­wendungsmöglichkeiten von Sauer­stoff- und Pressluftatemgeräten.

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Bei diesem Vertrautmachen mit Brille, Flossen und Tauchgerät war Hass über­rascht, wie schnell die Wissenschaftler zu sicheren Tauchern wurden. Während normale Tauchschüler anfänglich eine ganz natürliche Angst zeigen, und mehr an sich als an die Umwelt denken, erwies es sich bei den Wissen­schaftlern gerade als umgekehrt. Was sie unter Wasser an Neu­artigem sahen, interessierte sie so brennend, dass sie gar keine Zeit hatten, mehr als unbedingt nötig an sich und ihre neue Tätigkeit zu den­ken. Hass hatte sogar Schwierigkeiten, die Wissenschaftler davon abzu­halten, gleich zu Beginn in größere Tiefen zu tauchen. Sie hatten die Welt über dem Wasser­spiegel vollkommen vergessen und schwammen wissbegierig von einem Objekt zum anderen. Selbst als der erste Hai auf­tauchte, erschütterte sie das keineswegs, sondern sie betrachteten ihn mit großem Interesse.

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Erst jetzt erkannten die Biologen richtig den ungeheueren Wert der von Hans Hass entwickelten Tauchmethode, denn jetzt erlebten sie, was es bedeutet, bis zu einer Stunde mühelos zwischen den Fischen umherzu­schwimmen oder ruhig beobachtend neben einem Korallenstock zu sitzen. Sie erkannten, dass die gründliche ökologische Erforschung des Lebensraumes Korallenriff nur freischwimmend möglich war, und dass alle bisherigen Methoden nur Notbehelfe gewesen waren. Mit großer Freude und Genug­tuung stellte Hass nun fest, dass seine Rechnung aufging, und es offen­bar nicht in erster Linie darauf ankam, dass Wissenschaftler große sport­liche Fähigkeiten besitzen müssen, um zu umsichtigen und einsatzfreudigen Tauchern zu werden.

Nach einer Woche Tauchtätigkeit in dem doch relativ trüben Wasser vor den Los Roques-Inseln beschloss Hass, die Arbeiten bei der Insel Bonaire fortzusetzen, deren klares Gewässer und großen Fischreichtum er bereits kennengelernt hatte. Auf dem Weg dorthin wurde die Gelegenheit noch zu einem Besuch von La Guaria im nahen Venezuela und der modernen, 1000 Meter hoch gelegenen Hauptstadt Caracas genutzt.

Fast vierzehn Jahre waren seit seinem ersten Besuch auf Bonaire vergan­gen, und doch fand Hass überall noch bekannte Gesichter. Seine Gefühle waren bei der Ankunft in Kralendijk etwas gemischt, denn bei seinem letzten Aufenthalt war er nicht eben freundlich behandelt worden, und zeitweise hatte man ihn sogar als Spion angesehen. Ganz wider Erwarten wurde er nun mit großem Hallo und offenen Armen empfangen, und es stellte sich heraus, dass ein ehemaliger Jugendfreund von ihm, den er damals zufällig auf Curaçao kennengelernt hatte, nun Inselgouverneur von Bonaire war. Herr de Hazeth, der neue Gouverneur Bonaires, war hoch erfreut, seinen Freund von einst wiederzusehen, und sicherte Hass seine ganze Unterstützung zu.

Als ersten Liegeplatz der Xarifa wurde die reizende und verträumte Boca Slaagbay im äußersten Norden der Insel gewählt. Da bereits auf Los Roques alle Teilnehmer mehr oder weniger mit den Tauchgeräten vertraut gemacht worden waren, konnte nun in der Slaagbay die ökologische Arbeit ohne Zögern beginnen. Hass wollte gemeinsam mit Scheer näher unter­suchen, wie ein karibisches Saumriff aufgebaut ist. Sie legten zu diesem Zweck eine Leine vom Uferrand aus bis in fünfzig Meter Tiefe und sammelten die rechts und links bis zu einem Meter Abstand von der Leine entfernt vorkommenden Korallenstöcke. Auf kleinen Aluminiumtafeln zeichneten sie Lageskizzen der einzelnen Stücke, außerdem fotografierten sie jede Einzelheit des Querschnittes. Da­neben versuchten sie, alle in den Korallen lebenden Tiere zu erbeuten und notierten die Fischarten, die im freien Wasser in diesen Tiefenzonen vorbeischwammen. Für Arbeiten in größeren Tiefen verwendeten Hass und die anderen Wissenschaftler hier erst­mals auch Pressluftgeräte, für flachere Tauchgänge zogen sie aber die Sauer­stoff­geräte wegen ihrer Ge­räuschlosigkeit vor.

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Hass bemühte sich hier auch, die ersten Szenen seines Spielfilms zu dre­hen. Da es ein Farbfilm werden sollte - der erste Technicolorfilm deut­scher Produktion - wurden starke Scheinwerfer benötigt, die die ganze Farbenpracht der Korallenriffe sichtbar werden ließen. Hans Hass hatte an Bord der Xarifa zwei dreißig Kilowatt starke Stromgeneratoren installie­ren lassen, die eine Anzahl von Unterwasserscheinwerfern versorgten. Von den Generatoren gingen ein 300 und ein 500 Meter langes Strom­ka­bel ab, die auch zu einer Gesamtlänge von 800 Meter an­ein­ander­geschlossen werden konnten. Diese langen Stromkabel mündeten in zwei Schaltkästen, die sich auf den beiden Beibooten befanden, und von denen weitere je 120 Meter lange Kabel zu den Scheinwerfern abzweigten. Die Taucher hatten also von den Beibooten aus einen weiteren Aktions­radius von 120 Metern. Als Unterwasserscheinwerfer verwendete Hans Hass Zwei- und Fünf-Kilowatt-Scheinwerfer, die bis 100 Meter Tiefe druck­fest waren und von einem einzigen Taucher bewegt werden konnten. Trotz der hohen Leistung der Fünf-Kilowatt-Scheinwerfer genügte ihr Licht bei Farbauf­nahmen nur für eine Entfernung von höchstens drei Metern.

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Diese Arbeiten mit den Scheinwerfern stellten ein großes organisatorisches Problem dar. Lag die Xarifa vor Anker, wurde das Beiboot ausgesetzt, auf dem sich die Lampen und der Schaltkasten befanden. Während das Boot nun mit Motorkraft zu der gewünschten Stelle fuhr, ließen die Matrosen das schwere Hauptkabel auslaufen und versahen es mit Glasbojen. War das Bei­boot am Standort angekommen, gingen die Taucher mit den Scheinwer­fern unter Wasser. Da unten die Wasserströmung und oben der Wind an den langen Kabeln zerrte, war es oftmals sehr schwer, die Scheinwerfer ruhig zu halten. Einmal kam es sogar vor, dass sich der Anker der Xarifa löste und das Schiff vom Wind auf das Meer hinausgetrieben wurde. In diesem Fall zog die Xarifa das Beiboot an dem langen Kabel und die Taucher, die sich an den Scheinwerfern festklammerten, hinterher. Trotz dieser im Einsatz ziemlich aufwendigen und beschwerlichen Anordnung hat sich dieses Konzept bei den weiteren Arbeiten doch bewährt, und der so auf dieser Fahrt entstandene Spielfilm ist der erste seiner Art, der die Aus­leuchtung von Korallenriffen mit Unterwasserscheinwerfern dokumen­tiert.

Für die Filmarbeit setzte Hass vorwiegend 16-mm-Arriflex- und Bolex-Filmkameras ein, aber auch 35mm-Normalfilmkameras. Für seine Arri­flex­kamera hatte er sich in Wien bei Ingenieur Hornicek eine wasser­dichte Hülle anfertigen lassen, bei der die Schärfeverstellung und der Ob­jektivwechsel durch ein elektrisches Übertragungssystem möglich waren. Jimmy Hodges hatte zwei von ihm entworfene „Vinten-Hodges“-Normal­filmkameras mitgebracht, die hier einer harten Prüfung unterzogen wurden und sich dabei auf das Beste bewährten.

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Hans Hass hatte dem Filmverleiher versprechen müssen, dass er einen Film abliefert, der keine Kommentare, sondern nur Dialoge enthielt. Diese Zu­sage erwies sich nun als größtes Problem: Viele längere Szenen wurden unter Wasser gedreht, und dort war es bekanntlich noch nicht möglich, dass sich die Taucher unterhielten. Wieder musste Hass improvisieren und so tun, als ob doch eine Unterhaltung unter Wasser möglich wäre, was in späteren Jahren sicher auch der Fall sein würde. Hass schmiedete nächte­lang Dialoge, und jeder Einzelne an Bord musste eine kleine oder größere Rolle übernehmen. An Bord wurden die Dialoge einstudiert und auf Ton­band aufgenommen, und unter Wasser musste dann im gleichen Rhythmus die Mimik und Gestik dazu gefilmt werden. Mit Unterwassergeräuschen hinterlegt wirkten diese Filmszenen gar nicht so unecht.

Es war unmöglich für Hass, im Voraus ein Drehbuch zu schreiben, denn er wusste ja nie im Vorhinein, was an Interessantem geschehen würde. Gab es irgendetwas Besonderes, wurde es gefilmt und später versucht, es wie in einem großen Puzzle als eine Szene in den Film einzubauen. Auch bei die­sem Film war Lotte gleichzeitig Unterwassermodell und Hauptdarsteller, und Hans Hass filmte lange Szenen, wie sie graziös durch das Riff schwamm oder bei Korallenstöcken verweilte und sie betrachtete. Sie half bei der gesamten Organisation des Films tatkräftig mit, brachte viele ei­gene Ideen ein und war gleichzeitig auch das Zentrum der Filmhandlung. Die tapfere und mutige Ehefrau von Hans Hass machte alle Taucheinsätze mit und überraschte die Männer immer wieder durch ihre Ausdauer und Unerschrockenheit. Sie war es auch, die jedem Picknick am Strande eine besondere Note gab, und die im Übrigen ganz unbemerkt darüber wachte, dass die Männer nicht zu sehr verwilderten.

Bei all diesen Filmtätigkeiten kam aber der eigentliche Zweck dieser Ex­pedition, die wissenschaftliche Arbeit mit dem Tauchgerät unter Wasser, nicht zu kurz - eifrig sammelten und kartografierten die Wissenschaftler Korallen und Tiere. In diesen Wochen bei Bonaire machte Eibl-Eibesfeldt eine sehr interessante Entdeckung. Bereits in den ersten Tagen war ihm aufgefallen, dass sich verschiedene Raubfische merkwürdig ruhig in der Nähe bestimmter Korallenblöcke aufhielten. Einige hatten das Maul offen und andere lagen steif auf der Seite. Um diese Vorgänge genauer zu unter­suchen, setzte er sich nun stundenlang in das Riff, damit sich die Fische an seine Anwesenheit gewöhnen konnten und zum normalen Tagesablauf zu­rückkehrten. Dabei bewährte sich das sehr geräuschlos arbeitende Tauch­gerät aufs Neue.

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Wie Eibl-Eibesfeldt bald feststellte, machten sich an solchen Korallen­stöcken kleine, gelbe Fische an den Raubfischen zu schaffen. Sie schwammen zu den größeren Fischen hin und putzten ihnen Maul und Kiemen von Pa­rasiten, während diese regungslos im Wasser verharrten. Er konnte eben­falls feststellen, dass diese „Putzerfische“, wie er sie nannte, auf ganz be­stimmte Signale reagierten, die ihre „Kunden“ aussendeten. Eibl-Eibesfeldt hatte einen bisher unbekannten Fall von Putzersymbiose vor sich.

Nur bei Freilandbeobachtungen kann man solche Verhaltensweisen studie­ren. Eibl-Eibesfeldt konnte mehrere Arten von Putzerfischen bestimmen und stellte fest, dass alle auffällig gelben Muster in ihrer Zeichnung trugen. Daran erkannten die putzbedürftigen Fische die „Gilde“ der Putzerfische. Auf dem Meeresgrund konnte Eibl-Eibesfeldt so eine Menge neuer, hoch­inte­ressanter Beobachtungen machen.

Nach einigen Wochen anstrengender Arbeit bei der Boca Slaagbay ließ Hans Hass die Xarifa an die Nordwestküste von Klein Bonaire verlegen, wo er vor vierzehn Jahren mit dem Zelt campiert hatte. Das Wetter ver­schlechterte sich aber von Tag zu Tag, und so nahm Hass nach fast zwei­monatigem Aufenthalt etwas früher als geplant Abschied von Bonaire mit der Absicht, hier auf dem Rückweg noch einmal einen Halt einzulegen.

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Die nächste Station war für einige Tage Willemstad auf Curaçao, wo Hans Hass wieder viele Bekannte traf und mit dem Mietwagen seine alten Zelt­plätze besuchte. Bei günstigem Wind erreichte die Xarifa nach vier Tagen Panama, wo sie in Cristobal über die Weihnachtstage im Hafen lag. Hier unternahmen die Wissenschaftler einige Exkursionen in den Regenwald und das Landesinnere, bevor wieder die Segel gesetzt und das Wunschziel eines jeden Zoologen angesteuert wurden: die Galapagosinseln.    nach oben

 

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